Wir sind uns sicher einig das extreme Leid der Flüchtlingsströme erschüttert uns durch Mark und Bein, wir sehen Überlebenssituationen und Kämpfe, welche uns nicht mehr los lassen.

Die Bevölkerung der Schweiz hat, im Einklang mit der humanitären Tradition des Landes, immer wieder bewiesen, dass sie ein Herz für Menschen hat, die auf der Schattenseite leben und die an Leib und Leben bedroht sind. Verständlicherweise machen die Menschenströme Angst. Ein gutes Standard-Rezept, dieses Problem innert kurzer Zeit zu lösen gibt es nicht. Aber am wenigsten helfen wohl Falschmeldungen und die allgegenwärtige Polemik. Das ist Wahlkampf-Geplänkel und schon gar nicht lösungsorientiert! Ganz klar, diesen Menschen muss meiner Meinung nach in erster Linie vor Ort geholfen werden. Da hat die internationale Politik seit Jahrzehnten versagt. In Krisengebieten hat die westliche Welt egoistisch ihre eigenen (wirtschaftlichen) Interessen durchgesetzt. Ohne Rücksicht auf die lokalen Gegebenheiten. Die Flüchtlingsproblematik ist nun die Retourkutsche. Wir dürfen und können nicht nur weg schauen. Zuwenig Unterstützung wurde  vor Ort geleistet. Die finanzielle Bankrotterklärung und Kapitulation vieler Hilfsorganisationen ist Ausdruck davon. Die Flüchtlingslager in den benachbarten Ländern wie z.B.in der Türkei oder in Jordanien, wo Millionen (nicht nur Tausende) von Flüchtlingen gestrandet sind, müssen ein menschenwürdiges Leben ermöglichen. Dazu braucht es Leitlinien, Hilfen vor Ort und natürlich Finanzen. Vor diesem Hintergrund ist es äusserst verwerflich, dass Kürzungen in der Entwicklungs-und Flüchtlingshilfe von rechtsbürgerlichen  Politikern und Politikerinnen  gefordert werden.  Zugegeben die Mittel können noch zielgerichteter und effizienter eingesetzt werden. Aber diese Ressourcen und Geldquellen dürfen nicht geschmälert werden, sondern müssen für brauchbare Unterkünfte,  medizinische Versorgung und vor allem Bildung und Schulen eingesetzt werden. Damit die Menschen in den Lagern eine Perspektive haben und wenn der Krieg vorbei ist, wieder in ihr Land zurückkehren können. Denn die meisten Familien wollen so schnell wie nur möglich wieder retour. Auch Bürgerinnen und Bürger aus Syrien sind patriotisch. Für sie ist die Schweiz ein fremdes Land mit einer fremden Kultur.

Hand aufs Herz, auch wir fliehen, wenn wir keine Perspektive im eigenen Land mehr haben. Noch im 19 Jahrhundert flohen erwiesenermassen Menschen aus der Schweiz, mit staatlicher Unterstützung, notabene; sogenannte Wirtschaftsflüchtlinge, um sich auf der andern Seite des Atlantik ein besseres Leben aufzubauen. Die Flüchtlinge aus Syrien sind noch schlimmer dran. Sie wissen nie, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden.

Mein Standpunkt ist: Versuchen wir erst einmal auf eine anständige Art und Weise vor Ort zu helfen. Das heisst Entwicklungs-und Flüchtlingsgelder sind eher aufzustocken als zu kürzen. Flüchtlinge die bei uns stranden, müssen vorerst aufgenommen und im Rahmen des geltenden Gesetztes abgeklärt werden. Während dieser Zeit ist ihnen ein menschenwürdiges Leben zu ermöglichen. Mit dem Durchgangszentrum in Bennau liefert unsere Region einen wertvollen, wenn auch nur kleinen Beitrag an die Bewältigung dieser humanitären  Katastrophe. Bei einer Beendigung von diesen unsäglichen Kreigswirren, müssen dann aber die Rückführungen ohne wenn und aber gestartet werden.

Zusammenfassend möchte ich hier festhalten: Aufhalten können wir diese Flüchtlingsströme nicht (mehr) Polemik und wie die drei Affen…. nichts hören, nichts sehen, nichts sprechen, nützt in dieser Situation auch nicht. Abschottung löst die Problematik nicht, sondern fördert sogar das illegale Verhalten.

Ich meine, wir sollten konsequent unseren Weg gehen, Hilfe vor Ort unterstützen und an unserer humanitären Hilfe festhalten-denn auch dies zeichnet die Schweiz aus!

12. Okt 2015